Was bedroht die Honigbiene?

Bienensterben ist ein allgegenwärtiger Aspekt im Diskurs um Umwelt und Artensterben. Bei der Suche nach der Ursache rücken oftmals der Klimawandel, die vom Menschen errichteten Betonlandschaften oder auch Glyphosate aus der Landwirtschaft in den Fokus. Doch auch weniger bekannte Ursachen wie die Bienenseuche „Amerikanische Faulbrut (AFB)“, tragen zum Sterben von Bienen bei. Wodurch genau diese verursacht wird, wie sie sich ausbreitet und welche Herausforderungen sie für den Imker mit sich bringt, zeigt das Projekt bee healthy, ebenso wie konkrete Gegenmaßnahmen.

Das Fachzentrum für Bienenkunde beschreibt die Amerikanische Faulbrut als eine ansteckende Bienenkrankheit, die die Reproduktionsfähigkeit von Bienenvölkern stark einschränkt und somit zur Verringerung der Bienenpopulation beiträgt. Verantwortlich ist eine Infektion mit dem Erreger „Paenibacillus larvae“. Dieser bildet Sporen, welche an den Bienen haften bleiben, wenn sie sich z.B. auf kontaminierten Blüten bewegen oder mit kontaminierten Honig von bspw. alten Honiggläsern in Kontakt kommen.

Die Bienen bringen diese Sporen in ihr heimisches Bienenvolk, wo sie den Honig infizieren. Die Larven werden über den gefütterten Honig angesteckt. Infizierte Larven werden entweder von aufmerksamen Ammenbienen frühzeitig entsorgt oder sie werden langsam vom Erreger in ihren Brutkästen zersetzt, wodurch eine Menge weiterer Sporen entsteht und weitere Larven angesteckt werden können. 

Für erwachsene Bienen stellen die Sporen zwar kein Problem dar, da sie sie einfach außerhalb des Bienenstockes ausscheiden können, doch durch das Sterben der Larven verringert sich die Bevölkerung des Bienenstockes. Für den Menschen ist die Bienenseuche vollkommen ungefährlich. 

bee healthy

bee healthy

Mit dem Monitoring der  Amerikaischen Faulbrut (AFB) soll nicht nur ein  Tool zur Bekämpfung der Seuche und damit der Stärkung der Bienen  Bochums für lokale Imker  und Imkervereine solidarisch zur Verfügung gestellt werden. Ziel ist auch, die Öffentlichkeit zu  informieren und  Aufmerksamkeit zu generieren. Das Projekt  richtet sich somit an alle  Bienenfreunde Deutschlands und der Region mit erläuternden  Texten und Statistiken. Der Ruhrstadt-Imker e.V.  Bochums verwaltet zudem  ein Frühwarnsystem über  die Website, um Imker bei Seuchengefährdung zu  warnen.

Alle weiteren wichtigen Erklärungen oder Fragen zum Projekt oder der AFB finden sich in unserem FAQ.

Über uns

Das Projekt entsteht vor  dem Hintergrund des  Seminars „Empirisch Forschen mit Digitalen Daten“ der Fakultät für Sozialwissenschaft an der Ruhr-Universität-Bochum. In dem Seminar wird das  eigenständige Forschen der Studierenden mit digital erhobenen Daten gefördert sowie mögliche Ansätze der Datensammlung,  Vorbereitung, Analyse und Visualisierung vorgestellt. Die drei parallellaufenden  Forschungsprojekte ordnen sich dem Oberthema  „Umwelt“ unter und decken dabei verschiedenste Bereiche ab. Die Studierenden hinter Bee Healthy:
Anastasia Bezuglova, Abdessamad El Malki, Lennart Höfig, Lea-Louise Magosch, Taylan Sensan, Darius Verducci

Gegenmaßnahmen

Gegenmaßnahmen

Ich bin Imker, was kann ich tun?

„Die Möglichkeiten der Bekämpfung sind begrenzt. Bei einem heftigen Befall kann man die Völker nur noch töten („Abschwefeln“) und das gesamte Material (Waben, Wachs, Werkzeuge und Beuten) als Sondermüll entsorgen. Ein mittlerer Befall lässt eine „Sanierung“ zu. In dem Fall trennt man das Volk von Brut und Futter, wo sich der Großteil der Sporen befindet. Nur die Bienen und die Königin werden in eine neue Beute ohne Waben gesetzt. Man lässt sie einige Tage „hungern“, bevor man ihnen komplett neues Material (Waben) gibt, dass sie entsprechend ausbauen können. Nach einigen Wochen wird erneut eine Probe genommen, um festzustellen, wie viele Sporen es geschafft haben an den Bienen selbst haften zu bleiben und ob sie sich in der Brut vermehren konnten. Das kontaminierte Material muss ebenfalls wie bei einer Abschwefelung als Sondermüll entsorgt werden. Vorausschauend sollte man keine Völker ohne ein Gesundheitszeugnis erwerben, keine alten oder unbekannten Futterwaben an seine Völker weitergeben und alles „Bienenmaterial“ bienensicher verschlossen aufbewahren.“, sagt Frau Heike Brauckhoff.

Wir empfehlen außerdem regelmäßig das Monitoring der AFB zu verfolgen und Stichproben an den eigenen Völkern durchzuführen. Sollte darüber hinaus Interesse an der Teilnahme am Frühwarnsystem bestehen,  kontaktieren Sie Frau Brauckhoff über unser Kontaktformular. Je mehr Imker teilnehmen, desto präziser wird die Vorhersage.

Ich bin kein Imker, was kann ich tun?

„Tatsächlich können Nicht-Imker durch ihr „Verbraucherverhalten“ einen gewissen Einfluss darauf nehmen. Beim Kauf von Honig sollte man die Herkunft des Honigs überprüfen, denn Honig aus dem Nicht-europäischen Ausland kann von Bienen stammen, die mit Antibiotika behandelt wurden. Das verhindert zwar den Ausbruch der Krankheit, aber die Sporen, die auch im Honig vorhanden sind, werden dadurch nicht abgetötet. Gläser mit diesem Honig sollten komplett gereinigt werden, bevor sie entsorgt werden, damit Reste nicht über Glascontainer oder anderen offenen Orte/ Deponie mit Bienen in Kontakt kommen können. Das bedeutet auch, solchen Honig nicht zur Wespenanfütterung oder für die „armen“ Bienen zu nutzen und auf einem Teller rauszustellen!“, sagt Frau Heike Brauckhoff.

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Interview mit Heike Brauckhoff Ruhrstadt-Imker e.V.

Interview mit Heike Brauckhoff Ruhrstadt-Imker e.V.

Was ist die Amerikanische Faulbrut ?

Die Amerikanische Faulbrut (AFB) ist eine hochansteckende, anzeigepflichtige Bienenseuche, die durch ein sporenbildendes Bakterium (Paenibacillus larvae) ausgelöst wird. Das Bakterium schadet weder dem Menschen noch der ausgewachsenen Biene.

Wie verbreitet sich die Amerikanische Faulbrut unter den Bienenvölkern?

Der Erreger befindet sich hauptsächlich in kontaminierten Futtern (Honig) oder Waben und wird über Körperkontakt und Futteraustausch der Bienen aufgenommen und weitergegeben. Während die adulte Biene immun ist, sind in erster Linie die Larven der Bienen betroffen. Über das Futter gerät der Erreger in den Darm der Bienenlarve und beginnt dort einen Zersetzungsprozess.

Wieso genau ist die Amerikanische Faulbrut so problematisch?

Gerät der Erreger in das Futter, das an die Brut im jüngsten Larvenstadium abgegeben wird, stirbt die junge Brut recht schnell, bevor der Erreger sich groß vermehren kann. Werden aber Larven in einem weiteren Stadium damit gefüttert, zersetzt das Bakterium diese während der Verpuppung und kann nach dem Tod der Larve bis zu 2,5 Milliarden neue Sporen freisetzen. Diese stellen eine hochansteckende Gefahr für das Volk, als auch (durch den Kontakt), für andere Völker dar.

Warum ist das Monitoring der AFB aus Ihrer Sicht so wichtig?

AFB ist kein Problem eines Bienenstandes, sondern eine sich stark ausbreitende,  meldepflichtige Seuche, die eine ganze Region erfassen kann. Ist der Herd der Seuche unbekannt, wird es immer wieder zu Ausbrüchen und Ausweitungen kommen. Bienenvölker werden geschwächt, da sie mit weniger Brut auskommen müssen und durch die Ansteckung innerhalb des Volkes irgendwann absterben, wenn kein „Nachwuchs“ heranwachsen kann. Als „soziales“ Wesen, ist eine entsprechend hohe Ansteckungsgefahr auch anderer Völker gegeben. 
Leider gibt es immer noch Bienenstände, deren Besitzer aus Unverständnis oder Unwissenheit heraus verantwortungslos handeln und somit Auslöser der Seuche werden können. Daher ist es wichtig zu wissen, wo sich Bienenstände befinden und ob diese beim Veterinäramt (VA) angemeldet sind – erst einmal unerheblich, wie diese Stände geführt werden. Erst durch die Anmeldung beim Veterinäramt hat man als Imker die Möglichkeit zu erfahren, ob es in der Region Verdachtsfälle gibt und ob die eigenen Bienen in einem gefährdeten Gebiet stehen. Das Veterinäramt ist zurzeit die einzige Quelle, zu erfahren, wann und wo AFB in der Region ausgebrochen ist. Als Verein wäre es enorm hilfreich, nicht nur ein eigenes Kartenwerk bzw. „Faulbrutkataster“ zu führen, sondern damit auch bestimmte Regionen näher betrachten zu können. Bei fast allen Ausbrüchen von AFB in der Region Bochum hat man den eigentlichen Seuchenherd nicht finden können. 

Durch die Erstellung einer Karte und damit die Förderung eines Imker-Netzwerkes, erhoffen wir uns, Bienenstände zu entdecken, die einer Überprüfung durch das VA bisher entgangen sind, bzw. vermehrte Aufklärung über die Seuche an die Imker der betroffenen Region weiterzugeben.

Gibt es etwas, was Sie generell noch hinzufügen möchten?

Als Verein sehen wir uns in der Verantwortung neuen Imkern die Gefahren, die mit unsachgemäßem Umgang einhergehen können, aufzuzeigen. Der Eintritt in einen Imkerverein bedeutet nicht automatisch, dass der Bienenstand beim Veterinäramt angemeldet ist. Darum müssen sich die Imker selbst kümmern – wir weisen nur regelmäßig darauf hin. Aber auch wenn die Anmeldung beim VA kostenfrei ist – die jährlich empfohlenen Untersuchungen der eigenen Bienen ist es nicht. Da es sich um eine freiwillige, allerdings kostenpflichtige Untersuchung handelt, gibt es immer noch Imker, die sich das „sparen“ wollen („Ich hab doch nur 2 bis 4 Völker – da lohnt es sich nicht!“). Daher sehen sich die ‚Ruhrstadt-Imker‘ in der Pflicht allen Imkern des Vereins regelmäßig die ‚Beprobung‘ nahezulegen und mit Gemeinschaftsaktionen (gemeinsames Honig schleudern und/oder Völkervermehrung), die vorab ein Gesundheitszeugnis (= Unbedenklichkeitserklärung) notwendig machen, diese Untersuchung „zu forcieren“.

FAQ

FAQ

Ja, da die AFB für den Menschen ungefährlich ist, kann der Honig infizierter Bienenvölker bedenkenlos verzehrt werden.

Den aktuellen Stand Bochums finden Sie hier.
Statistiken für NRW und Deutschland finden Sie hier.

Die Seuche kann bis zu 9 Monaten bestehen.

Lesen Sie dazu den Abschnitt zu Gegenmaßnahmen, diesen finden Sie hier.

Leider war es uns nicht möglich, von allen umliegenden Städten Daten zu erhalten, weswegen sich dieses Projekt konkret auf Bochum fokussiert. Zu den Zeitpunkten, an denen es nachgewiesene Fälle in den umliegenden Städten gibt, ist eine Bedrohung an den Grenzen der Karte sichtbar.

Allen Standorten ist eine Standort-ID zugewiesen. Im Falle einer Bedrohung können teilnehmende Imkervereine Vereinsmitglieder über diese identifizieren und direkt warnen.

Bei früheren Erregertypen war dies auch der Fall. Mittlerweile sind Befälle jedoch nur noch über Laborprüfungen feststellbar. Gerade deswegen ist es umso wichtiger, das Monitoring der AFB im Blick zu halten und Fälle zu melden.

Leider nehmen diese noch nicht Teil. Die Möglichkeit steht aber jederzeit offen. Wenn Sie mit Ihrem Verein teilnehmen wollen, nutzen Sie unser Kontaktformular.