Vergleich, Zusammenfassung und Fazit

Vergleich der drei Fallstudien

Die drei Fallbeispiele weisen sowohl Gemeinsamkeiten als auch Unterschiede auf. Parallelen zeigen sich etwa hinsichtlich Schwierigkeiten bei der Webseitenerstellung, wie fehlende Mittel und Kompetenzen seitens der Mitarbeitenden oder Beschränkungen durch Corporate Design (CD) und Content-Management-System (CMS). Differenzen bestehen vor allem bezogen auf die Organisationsstrukturen. So läuft die Webseitenpflege im International Office nebenbei während sie bei der Stadt Bochum eine hauptberufliche Tätigkeit darstellt. Unterschiede zeigen sich auch in der Größe der Institutionen, der Art der angebotenen Informationen sowie der Zielgruppe. Zudem variiert der Grad der Bedienbarkeit und Barrierefreiheit zwischen den Webseiten. So hatten die Befragten bei der Seite des International Office tendenziell größere Probleme als bei der Seite der Stadt Bochum.

Zusammenfassung der Ergebnisse und Fazit

Das hier kurz vorgestellte Forschungsprojekt mitsamt seinen drei kleinen Fallstudien aus dem lokalen Bochumer Kontext hat zu mehreren Ergebnissen geführt. Neben dieser Darstellung des Forschungsprojektes haben wir eine Handreichung mit Hinweisen zur (sprach-)barrierearmen und benutzerfreundlichen Darstellung von Webseiten, die wir aus unseren Forschungsergebnissen abgeleitet haben, erstellt. Die Handreichung richtet sich primär an Mitarbeitende in Behörden und Universitäten, die sich um die Erstellung und Pflege von Webseiten kümmern. Sie ist insbesondere an jene Personen adressiert, die keine Ausbildung in dem Bereich Webseitenerstellung und -pflege haben und dies eher als Nebentätigkeit zu ihrem eigentlichen Arbeitsfeld übernehmen. Die Handreichung kann hier heruntergeladen werden. Zusätzlich zur PDF haben wir eine kleine Beispielseite erstellt. Auf dieser werden beispielhaft verschiedene, in der Handreichung angesprochene, Aspekte praktisch vorgestellt und kommentiert.


Die Musterwebseite kann hier angeschaut werden:


Grundsätzlich lässt sich sagen, dass (Sprach-)Barrieren auf Internetseiten von deutschen öffentlichen Einrichtungen durchaus ein Problem für studieninteressierte Geflüchtete darstellen. Die ermittelten Schwierigkeiten haben dabei verschiedene Ursachen. Problem mit Internetseiten deutscher öffentlicher Einrichtungen scheinen bei den Teilnehmenden unseres Forschungsprojekts eher aus schlechter Usability und fehlenden Deutschkenntnissen zu resultieren als aus fehlenden Internetkenntnissen. Schlechte Usability ergibt sich dabei vor allem aus fehlenden IT-/Marketing-Kompetenzen der Webseitenersteller:innen sowie fehlenden (finanziellen und personellen) Mitteln der Behörden, aber auch aus Beschränkungen durch behördliche Vorgaben, zum Beispiel hinsichtlich des Corporate Designs, und durch das genutzte Content-Management-System. Wie groß die Probleme sind hängt aber nicht nur von der Webseite und dem Betreiber, sondern auch von den Nutzenden ab. Aus dem kulturellen Hintergrund und den Kompetenzen einer Person ergeben sich verschiedenen Nutzungspraktiken und Erwartungen an Webseiten.

Probleme bestehen laut den Befragten insbesondere beim Finden und Verstehen von Informationen sowie bei der Kontaktsuche und -aufnahme. Zur Lösung der genannten Probleme greifen die interviewten Personen auf unterschiedliche Strategien zurück. Beispielsweise werden Deutsch-Muttersprachler:innen um Hilfe gebeten oder es wird auf andere Informationsquellen zurückgegriffen. Andere Befragte übersetzen sich die Informationen in ihre Muttersprache oder nutzen Learning by Doing als Strategie.

Um Schwierigkeiten zu reduzieren, sind barrierearme und benutzerfreundliche Webseiten unerlässlich. Für deren Umsetzung müssen deutsche Institutionen aber einige Prozesse und Strukturen anpassen. So sollten sie unter anderem die Zielgruppe stärker in die Erstellung von Webseiten einbeziehen und ihre Mitarbeitenden hinsichtlich Barrierefreiheit, Usability und Kultursensibilität schulen oder auf diese Themen spezialisierte Fachkräfte engagieren. Viele der hier vorgestellten Aspekte lassen sich dabei auch einfach und mit begrenzten Ressourcen realisieren.

An dieser Stelle muss aber noch angemerkt werden, dass es nicht immer eine eindeutige Lösung gibt. Denn die Nutzenden haben zum Teil unterschiedliche oder sogar konfligierende Erwartungen und Wünsche an Webseiten, die sich unter anderem aus ihren Kompetenzen und kulturellen Hintergründen ergeben. Jedoch zeigen unsere Forschungsergebnisse, dass es einige grundlegende und gemeinsame Aspekte gibt, die Designer:innen von Webseiten beachten sollten. Wichtig sind hier insbesondere eine einfache Sprache, ein klarer und übersichtlicher Aufbau, ein konsistentes und optisch ausgewogenes Design sowie die Bereitstellung verschiedener zielgruppenspezifischer Hilfsmittel. Die genannten Punkte können Webseiten für viele Nutzenden verständlicher und bedienbarer machen. So tragen barrierearme und benutzerfreundliche Webseiten dazu bei, dass nicht nur studieninteressierte Geflüchtete, sondern alle gesellschaftlichen Gruppen, digitale Inhalte (besser) finden und verstehen können.
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